Die Q'ero Mythologie
Die Q'ero-Indianer führen ihre Herkunft auf die Inkas zurück, als deren letzte Nachkommen sie sich sehen.
Nach der Überlieferung konnten sich ihre Vorfahren als einzige vor dem Genozid der Spanier retten (vgl. Conquista).
Dabei kamen ihnen die lokalen Berggeister (Apu) zu Hilfe, die bei Wiraquchapampa eine spanische Armee vernichteten.
Q'ero gehört zu den Dörfern, in denen sich starke Elemente der andinen Religion, verschmolzen mit christlich geprägten Anschauungen,
gehalten haben (Synkretismus). Schamanen oder Paqu (Paqo) verschiedenen Grades (Altumisayuq, Pampamisayuq) genießen noch immer Ansehen.
Neben der Mutter Erde (Pachamama) werden noch die Berggeister (Apu), darunter der Apu Ausangate (Apu Awsanqati) und andere lokale Gottheiten respektiert.
In der Mythologie der Q'ero-Indianer gab es bisher zwei große Zeitalter, die sich durch große Zeitenwenden (Pachakutiy) ablösen,
während eine neue Zeit noch bevorsteht. Im ersten Zeitalter (Ñawpa Pacha), der Zeit der ersten Menschen (Ñawpa Machu), gab es nur den Mond (Mama Killa).
Mit der ersten Zeitenwende erschien die Sonne (Inti, auch Wayna Qhapaq, junger Herrscher, genannt) und trocknete die Ñawpa Machu aus.
Der König Inka (Inkarrí) war der Sohn der Sonne und Vater der Inkas, somit auch Vorfahr der Q'ero-Indianer.
Als Inkarrí seinen goldenen Stab in die Luft warf, blieb dieser senkrecht in der Erde stecken.
Genau dort gründete er dann die Stadt Qusqu (Cusco), wie es ihm prophezeit worden war.
Bei allen vorherigen Würfen des Stabes an anderen Orten war der Stab niemals gerade stecken geblieben.
Das jetzige Zeitalter (Kay Pacha) begann mit der Ankunft der Spanier und dem gewaltsamen Tod des Inkarrí, der danach zum sagenhaften Ort Paytiti entrückt wurde.
Oft wird auch die Inkazeit zu Kay Pacha gerechnet, das zugleich das Zeitalter der Sonne (Inti) ist.
Diese Zeit wird mit einem weiteren Pachakutiy enden, wenn Inkarrí zurückkehrt und alles in Gold und Silber verwandelt (Taripay Pacha).
Die Sonne wird die Welt mit den schlechten Menschen verbrennen, während die guten in den Himmel (Hanaq Pacha) kommen.
Die Wiederkehr des Inkarrí soll bereits bald erfolgen; als Zeichen seines allmählichen Wachsens wird z. B. die bereits erfolgte Vertreibung der Hacendados gesehen,
die sehr grausam gewesen sein sollen.
In der Kosmologie der Q'ero-Indianer leben wir in einem Universum aus "lebendiger Energie" (Kawsay Pacha).
Dieses Universum ist dreigeteilt in Hanaq Pacha (die obere Welt), Kay Pacha (diese Welt) und Ukhu Pacha (die untere Welt).
Zudem wird zwischen "feinen Energien" (sami) und "schweren Energien" (hucha) unterschieden.
Die obere Welt ist ein Ort, an dem überwiegend "feine" Energien vorherrschen und der von feinstofflichen Wesenheiten bewohnt wird.
Die mittlere Welt ist unsere materielle Welt, welche von uns Menschen, den Tieren und Pflanzen, aber auch von allerlei Geistwesen bewohnt wird,
wie den z.B. den Apus. Die mittlere Welt besteht sowohl aus "schweren" als auch aus "feinen" Energien.
Die untere Welt schließlich wird überwiegend von "schweren" Energien durchzogen und beinhaltet Wesen, die zwar nicht als 'böse', aber dennoch als gerissen
und unheimlich betrachtet werden. Wie bereits vorkolumbianische andine Kulturen, unterteilt auch die Mythologie der Q'ero-Indianer die Welt nicht in "gut" und "böse".
Die Wesen der unteren Welt sind von ihrem Bewusstseinsstand lediglich nicht so weit entwickelt wie wir Menschen und haben daher andere Moralvorstellungen.
Mit der Christianisierung der Andenbevölkerung wurden die alten Begriffe mit neuen Bedeutungen belegt: Aus Hanaq Pacha wurde der Himmel, aus Ukhu Pacha die Hölle,
aus sami Glück und Segen, aus hucha Sünde. Die Abgelegenheit von Q'ero trug jedoch dazu bei, stärker als in anderen Regionen ursprüngliche andine Vorstellungen
bis heute zu erhalten.
Q'ero Literatur
Thomas Müller und Helga Müller-Herbon, Die Kinder der Mitte.
Die Q'ero-Indianer, Lamuv Verlag. Göttingen 1993, ISBN 3-88977-049-5
Americo Yabar, Orlando Vasquez und Antonio Vasquez, Qero.
Auf den Spuren der Q'ero-Indianer in die magische Welt der Anden, Taschenbuch, Vier Türme GmbH, 2000. ISBN 3-87868-503-3
Elizabeth B. Jenkins "Die Rückkehr des Inka" ISBN 3-442-30689-2,
ISBN 978-3-442-30689-3
Elizabeth B. Jenkins "Journey to Q'eros - Golden Cradle of the
Inka" ISBN 0-9762387-5-6
Joan Parisi Wilcox "Masters of the Living Energy - The Mystical World of the Q'Ero of Peru" ISBN 1-59477-012-3, ISBN 978-1-59477-012-8
Garcilaso de la Vega "Wahrhaftige Kommentare zum Reich der Inka", Verlag Rütten & Loening
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